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Die Regierungskrise als Chance sehen

Namensbeitrag von Christian Bruch für die Bauaussichten 2025 der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ)

DGfM-Geschäftsführer Christian Bruch Foto: Christoph Große

Auch wenn für 2025 noch leichte Umsatzrückgänge erwartet werden, ist der große Einbruch für die Baustoffbranche durch. Das heißt nicht, dass dieser nicht hart war und zu erheblichen Einschnitten geführt hat. Aber die Krise wurde auch nicht durch politische Maßnahmen abgefedert. Zwar hat der Bund die Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau gegenüber der Zeit der Großen Koalition mehr als verdoppelt, dennoch wurden 2023 weniger neue Mietwohnungen mit Sozialbindung gefördert als im Durchschnitt der sechs Jahre zuvor.

Für den freifinanzierten Wohnungsbau gilt jetzt: Wer jetzt noch baut, baut nicht wegen, sondern trotz der politischen Rahmenbedingungen. Das zeigt sich schon daran, dass die durch die vorläufige Haushaltsführung verursachten Unsicherheiten in der Wohnungsbauförderung kaum zu einem Aufschrei in der Branche geführt haben. Jedenfalls war die Reaktion nicht mit der nach Einstellung der E55-Förderung vergleichbar. Vergleicht man die damalige Förderkulisse mit der heutigen, werden auch die Gründe schnell klar.

Während mit den noch von der Großen Koalition aufgelegten Förderprogrammen Baukindergeld und BEG-Zuschuss insgesamt 934.863 Wohneinheiten (inkl. Doppelförderung) gefördert wurden, kamen die Ampelprogramme Wohneigentum für Familien (WEF) und Klimafreundlicher Neubau (KFN) nur auf rund 90.000 geförderte Wohneinheiten. Der Wechsel von der Breiten- zur ambitionierten Spitzenförderung kam zur Unzeit. Statt mehr Menschen in die Lage zu versetzen, Wohnungen zu bauen, hat die Förderung lediglich dazu geführt, dass anspruchsvollere Gebäude errichtet wurden. Ohne Förderung wäre die gleiche Anzahl an Wohnungen entstanden, allerdings nicht mit dem Qualitätssiegel für nachhaltiges Bauen und vielleicht nur im Mindeststandard.

Das Versagen der Koalition aus SPD, Die Grünen und FDP bei der Wohnungsbauförderung ist aber zugleich eine Chance für die nächste Bundesregierung.

Wenn es gelingt, sehr frühzeitig eine Breitenförderung ohne Mitnahmeeffekte zu konzipieren, die soziale Wohnraumförderung auf dem angestrebten Niveau fortzuführen und Kostensenkungspotenziale durch Bürokratieabbau und mehr Vertragsfreiheit zu heben, sollte sich auch am Bau schnell ein Aufschwung abzeichnen. Denn trotz des Nachfrageeinbruchs in den Krisenjahren ist der Bedarf an Bauinvestitionen enorm. Viele der Transformationsaufgaben, sei es der Neubau von Infrastruktur, Wirtschaftsbauten oder Wohnungen, sind auch Bauaufgaben.

Zudem ist der Bausektor und insbesondere der Wohnungsbau ein riesiger Wirtschaftsmotor. Jeder siebte Euro der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung und rund 17 % des gesamten deutschen Steueraufkommens stammen allein aus dem Wohnungsbau. Jede neue Regierung, die Deutschland wieder zu wirtschaftlicher Stärke führen will, wird daher nicht umhinkommen, den Konjunkturmotor Wohnungsbau wieder anzukurbeln.

Vor diesem Hintergrund erscheint der vorgezogene Wahltermin für die Branche eher Chance als Risiko. Auch weil unsere Branche trotz der beiden schwierigen Jahre nicht untätig war, sondern sich mit den notwendigen Investitionen und Innovationen zur Bewältigung der Transformation beschäftigt hat.

Die Kalksandstein-, Porenbeton- und Leichtbetonindustrie haben ihre Roadmaps für die Transformation zur Klimaneutralität erarbeitet. Mit Effizienzsteigerungen und Vorbereitungen auf den Energieträgerwechsel wurden bereits erste Schritte gegangen. Soweit wesentliche CO2-Emissionen in der Vorkette entstehen, wurden diese auch von der Politik als unvermeidbar eingestuft und für die Anwendung von CCS und CCU identifiziert.

Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung trotz oder gerade wegen der Klimaschutzziele eng mit einem Aufschwung der Herstellung von Mauersteinen verbunden sein wird.