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Statement Genehmigungszahlen

Vielfach war in den letzten Monaten aus dem Bauministerium zu hören: „Zum Rückgang der Baugenehmigungszahlen könne man noch nichts sagen. die genauen Zahlen kommen erst später. Die von den Verbänden vorgelegten Zahlen sind interessengetrieben…“

Grafik: destatis

Doch jetzt ist es amtlich:

Im Jahr 2023 wurden die wenigsten Wohnungen seit 2012 genehmigt!

Destatis hat heute die Baugenehmigungszahlen für das letzte Jahr veröffentlicht. Die Zahl genehmigter Wohnungen sinkt gegenüber 2022 auf 260.100 Wohnungen. Das bedeutet einen Rückgang um 94.100 Wohneinheiten.

Besonders stark fiel der Rückgang bei Ein- und Zweifamilienhäusern aus. In nackten Zahlen: -39,1 % bzw. -48,3 %

Auch im wichtigen mehrgeschossigen Wohnungsbau ist keine Entspannung sichtbar. Private Projektentwickler stellten 20 % weniger Anträge, die Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften der öffentlichen Hand verzeichneten 12,1 % weniger Bauanträge.

Statistisch zu bedenken ist außerdem, dass die Zahlen für 2023 (260.100 WE) nochmals deutlich schlechter ausfallen als 2022 (272.054 WE)

Alle Zahlen im Detail: www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/02/PD24_074_3111.html

Während die Gesamtwirtschaft auf das Vor-Corona-Niveau gefallen ist, wurde der Wohnungsbau also um mehr als 10 Jahre zurückgeworfen.

Beim Ringen um Energiepreise- und -versorgung wurde die Bauwirtschaft sträflich vernachlässigt oder, wenn man die Anforderungserhöhung zum 1.1.2023 ansieht, sogar gegen die anderen Sektoren ausgespielt.

100.000 Wohnungen mehr als in 2022 als Ziel ausgeben und dann nicht verhindern, dass die Entwicklung auf 100.000 weniger zurückgeht?

Wunsch und Wirklichkeit klafften selten so weit auseinander. Statt schnelle Bereitstellung von Zinsförderung und Eigenkapitalersatz kamen seit 2022 aus dem neu geschaffenen Bauministerium viele Aussagen zu angeblich falschen Bauweisen (nicht seriell, mit den falschen Baustoffen), zu ineffizienten Prozessen oder zu pessimistischen Prognosen der Verbände.

Ja, es gibt inzwischen eine sehr ausdifferenzierte Förderlandschaft, aber diese hat offensichtlich zu hohe oder zu komplexe Anforderungen, ist nicht stetig und schon gar nicht ausreichend ausgestattet, wie der Förderstopp im letzten Jahr und das derzeitige Jonglieren mit den Zinssätzen (um die Nachfrage zu bremsen) zeigen.

Deutschland erlebt eine veritable Wohnungsbaukrise mit potenziell dramatischen Konsequenzen für den sozialen Frieden. Die Gefahr, dass Bauwirtschaft und Baustoffindustrie Kapazitäten dauerhaft stilllegen müssen, ist real.

Damit Bauen wieder bezahlbar wird, braucht es einen radikalen Systemwechsel, weg von Luftschlössern hin zu real gebauten Wohnungen:

Statt erst Qualitäten zu definieren, und dann zu sehen, was Bauen/Wohnen kostet, muss im Dialog bestimmt werden, was Bauen/Wohnen für die Mitte der Gesellschaft ohne Förderung kosten darf.

Sodann ist am Markt zu prüfen, welche Qualitäten jetzt dafür bundesweit in ausreichendem Maß erhältlich sind. Diese müssen dann öffentlich und privatrechtlich so abgesichert werden, dass verlässlich überall so gebaut und gewohnt werden kann.

Erst dann darf Förderung einsetzen, um die Wohnkosten noch weiter zu drücken, Qualitäten zu erhöhen oder besondere Personengruppen in Wohneigentum oder preisgebundenen Wohnraum zu bringen.