Klimaneutraler Kalksandstein technisch und wirtschaftlich möglich
Die klimaneutrale Herstellung von Kalksandstein ist technisch und wirtschaftlich darstellbar. Das ist der zentrale Eindruck, den Ralph Edelhäußer, Bundestagskandidat für den Wahlkreis Roth, und Norbert Dünkel, Mitglied des Bayerischen Landtags, aus dem Gespräch mit Dr. Hannes Zapf, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), während eines Werksbesuchs im Kalksandsteinwerk Zapf-Daigfuss in Schwaig bei Nürnberg am 7. September 2021 mitnahmen. Das Gespräch zwischen Pressen und Autoklaven drehte sich um die aktuellen Ansätze, den Herstellungsprozess klimaneutral zu gestalten, um notwendige politische Rahmenbedingungen sowie die Haltung der Landespolitik zum Mauerwerk. „Die Antwort auf die Frage, wie sich eine klimaneutrale Produktion wirtschaftlich bewerkstelligen lässt, stellt derzeit den heiligen Gral der Mauerwerksbranche dar. Alle Produzenten arbeiten und feilen an entsprechenden Verfahren“, sagte Zapf.
Kalksandstein aus regionalem Recyclingmaterial
Aktuell entwickelt Zapf-Daigfuss ein Verfahren zur Herstellung von Kalksandsteinen aus recyceltem Material. Dazu wird Kalksandstein aus dem Hausabbruch klein gemahlen und der Rohmasse hinzugefügt. Mit diesem Ansatz wird nicht nur Bauschutt eingespart, sondern auch CO2. Laut ersten Modellversuchen entstehen bei einer Beimengung von 12 Prozent Recyclingmaterial Kalksandsteine, die in allen relevanten Eigenschaften mit konventionell produzierten Kalksandsteinen identisch sind. „Weder produktions- noch produktseitig weisen die Recyclingsteine irgendeinen Nachteil verglichen mit herkömmlichen Steinen auf. Wenn das Verfahren Serienreife erreicht hat, werden auch die Produktionskosten nahezu gleich sein“, erläuterte Zapf. Ein weiterer Vorteil ist die Regionalität, das Abbruchmaterial stamme aus einem Umkreis von lediglich 60 Kilometern, was Transportemissionen verringere.
Produktion mit alternativen Energiequellen und -träger
Bei der Versorgung mit Energie verfolgt die Kalksandsteinbranche einen Substitutionsansatz. So plant man in Schwaig, die Stromproduktion mittels Photovoltaik deutlich auszuweiten. In den nächsten fünf Jahren soll außerdem die Dampferzeugung umgestellt werden. Statt reinem Erdgas soll eine Mischung aus 80 Prozent Erdgas und 20 Prozent Wasserstoff zur Anwendung kommen. Mittels eines eigenen Elektrolyseurs und überschüssigem Solarstrom will man einen Teil des Wasserstoffs selbst produzieren.
Politische Unterstützung für nachhaltiges Mauerwerk
Zapf wies seine Besucher darauf hin, dass die Umstellung auf eine klimaneutrale Produktionsweise einen erheblichen Aufwand für die Branche darstelle. Um diesen zu bewältigen, hat sich Zapf-Daigfuss mit anderen Unternehmen im Landkreis zu einer Projektgruppe zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie eine Infrastruktur zur Versorgung ihrer Werke mit Wasserstoff aufbauen. Die Projektgruppe kooperiert mit der Technischen Hochschule Amberg-Weiden. Derzeit werden Förderanträge an das Land Bayern gestellt, erläuterte Zapf.
„Die Kalksandsteinbranche in Bayern entwickelt aktiv klimaneutrale Produktionsverfahren. Eine rasche und erfolgreiche Umsetzung der geplanten Schritte ist ohne politische Unterstützung und finanzielle Förderung sehr schwierig“, forderte Zapf die Politiker auf. Edelhäußer und Dünkel waren beide beeindruckt von den konkreten Planungen und sagten zu, diese zu unterstützen.
„Die Mauerwerksbranche in Bayern wird seitens der Politik wahrgenommen. Das Engagement der Landespolitiker beweist dies. Allen Beteiligten ist klar, dass der einseitige Fokus auf Holzbauförderung eine Sackgasse ist“, sagte Zapf zum Abschluss.